Liebe Gemeinde
„Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.“ Römer 14,9 Liebe Leserinnen und Leser der Kirchennachrichten! „Warum ist diese Nacht anders als andere Nächte?“, fragt der jüngste Teilnehmer während der Liturgie des Sederabends. „Warum ist diese Nacht, warum ist dieser Morgen anders als andere Morgen?“, fragen auch Christen in der Osternacht. Was ist da geschehen, das Menschen dazu bringt, die Nacht durchzuwachen oder am Morgen sehr früh, vielleicht mit ihrer Trompete auf einen Berg zu gehen – oder sich, wie in unserer Region an den Labyrinthen zu versammeln? Was ist da geschehen? Ist es ausreichend zu sagen, dass es endlich Frühling wird, dass nach dem ersten FrühjahrsVollmond wirklich der Winter enden wird? Befreiung aus der trüben Zeit des Winters. Oder ist da noch mehr? Christen und Juden verbindet die Freude an der Befreiung, die Gott schenkt. Jesus hat immer wieder die Erinnerung an die Befreiung aus der Gefangenschaft in Ägypten mit seinen Freunden gefeiert. Und am Ostermorgen öffnete sich diese Einladung zur Gemeinschaft mit einem Gott, der befreit, in die ganze Welt hinein. Ostern: Das, was zu Ende schien, beginnt neu. Das, was begraben war und vorbei, wandelte sich in einen neuen Weg. Wie aus dem Samen eine neue Pflanze wird, aus der Raupe ein Schmetterling, in der Mitte des Labyrinths der Weg neu beginnt. So fangen wir alle noch einmal an, neu, leise und doch kraftvoll: „Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten? Er ist nicht hier. Er ist auferstanden.“ Es ist mehr als tragisch, dass die Botschaft von der Befreiung, von einem Gott, der alle liebt und dessen Liebe an der Grenze des Todes nicht endet, dass diese Botschaft zur Trennung zwischen Christen und Juden führte, bis in den Schrecken der Shoa hinein. Und doch: Dieses Wunder des Neubeginns und der Befreiung wird jedem Christen bis heute in der Taufe persönlich zugesprochen. Darum war die Osternacht in der frühen Christenheit der wichtigste Termin für eine Taufe. Noch heute wird in der Liturgie der Osternacht an die Taufe erinnert: Auch du bist frei! Du bist geliebt, egal wie dein Leben verlaufen mag. Umhüllt von der segnenden Kraft Gottes kann dir nichts schaden, nichts – was auch immer geschieht. Was für eine Zusage! Man braucht ein ganzes langes Leben, um es immer wieder zu buchstabieren, immer wieder neu zu entdecken, was es gerade jetzt, gerade heute für mich selbst bedeutet. Jahr der Taufe: Wir sind eingeladen der Liebe Gottes neu zu begegnen. Ihre Pfarrerin Bettine Reichelt